Schiefer Turm - 1870
Die St. Mauritiuskirche war auf unstabilem Untergrund errichtet worden,
denn der Brattashang ist Teil eines prähistorischen Bergsturzgebietes. Dies
hatte zur Folge, dass der Bau schon früh Risse bekam und um die Mitte des
19. Jahrhunderts so baufällig wurde, dass 1856 der Chor und 1893 auch das
Kirchenschiff abgebrochen werden mussten, um der Einsturzgefahr vorzubeugen.
Schon seit der Errichtung der Dorfkirche 1787 war das altehrwürdige Gotteshaus
nur noch als Begräbnis- bzw. Sommerkirche benützt worden.
Die St. Mauritiuskirche besass auch einen Turm, der heute zum Wahrzeichen
von St. Moritz gewordene «Schiefe Turm». Dessen älteste Teile sollen noch
aus romanischer Zeit, das heisst aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts,
stammen. Er wurde 1672 erhöht und mit einem Helm im Stile eines Campanile versehen.
Auch er bekam die Rutschung des Bodens, auf dem seine
Fundamente ruhen, zu spüren, wodurch er sich immer mehr zu Tale neigte.
Quelle: Buch St. Moritz
Wintertourismus - das Resultat einer legendären Wette
Der Überlieferung nach sass Johannes Badrutt im Herbst 1864 mit vier englischen Feriengästen in seinem Kulm Hotel in St. Moritz vor dem Kaminfeuer zusammen.
Badrutt schwärmte ihnen vom Winter in St. Moritz vor: strahlender Sonnenschein, eine verschneite Landschaft wie aus dem Bilderbuch und tagsüber milde Temperaturen.
«Ein Paradies auf Erden.» Die Engländer glaubten ihm kein Wort. Zu gut kannten sie den trüben, nasskalten Winter Englands. So kam es zur legendären Wette:
Die Engländer sollten im Dezember wiederkommen, schlug Badrutt vor. Und wenn sie ihren Aufenthalt nicht geniessen würden, so erstatte er ihnen die Reisekosten.
Gesagt, getan. Die Engländer kamen tatsächlich – und blieben bis Ostern. Badrutt gewann seine legendäre Wette, der Wintertourismus war lanciert.
Erstes elektrisches Licht der Schweiz
Badrutt hatte für seine Gäste immer wieder eine Innovation parat. 1879 erleuchtete im Kulm Hotel das erste elektrische Licht der Schweiz.
Badrutt machte an der Weltausstellung in Paris erstmals Bekanntschaft damit. Reich an Eindrücken zurückgekehrt, liess er ein kleines Kraftwerk errichten.
Die ganze Anlage mit Kraftwerk kostete damals rund 11'000 Franken – eine für jene Zeit ansehnliche Summe. Das kühne Unterfangen gelang und der Innovationsgeist Badrutts' wurde belohnt.
Ebenfalls galt er als Vorreiter für kulturelle Unterhaltung in St. Moritz.
Bei sportlichen Aktivitäten, mit Maskenbällen und den Geheimnissen der Laterna Magica vergnügten sich Adelige und Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Kultur, die aus ganz Europa anreisten.
Quelle: Buch: 150 Jahre Kulm Hotel
St. Moritz Dorf, r. Kirche, Schiefer Turm, l. Hotel Kulm, Via Maistra
Quelle: Dokumentationsbibliothek St. Moritz
Foto: Ad. Braun