Beltracchis Werke in der Galerie Christine Brügger in Bern

 

Auf der Einladungskarte steht gross: Wolfgang Beltracchi – Der Jahrhundertfälscher. Die Vernissage dauerte von Dezember bis März 2014/15. Beltracchi wurde per Skype zugeschaltet, da er immer noch im offenen Vollzug sass. Wir begaben uns in die Galerie Christine Brügger für ein kurzes Interview.

 

Frau Brügger, wie kamen Sie auf die Idee Wolfgang Beltracchis Werke auszustellen?

Ich habe seinen Film gesehen. Dabei hat mich mehr die Person fasziniert, der Film weniger. Dann habe ich mir gedacht, dass ich diese Person kennenlernen will, da sie mehr kann als andere. Danach habe ich ihn einfach angerufen.

 

Und was ist dann passiert?

Und dann haben wir uns getroffen. Er konnte mich ja nicht besuchen, da er noch im offenen Vollzug war und Beringen nicht verlassen durfte. Danach bin ich direkt zu ihm nach Deutschland gefahren.

 

Hatten Sie Bedenken, dass dies Kritik in der Kunstszene auslösen würde?

Nein, überhaupt nicht. Alles war wir gemacht haben, ist zu 100% legal. Er hatte seine Strafe abgesessen und befand sich in einem neuen Lebensabschnitt und daher sollte man jemand, der so viel kann auch der Öffentlichkeit zeigen! Es gibt viele ausgezeichnete Künstler, welche auf einem Gebiet gut sind, aber er ist auf vielen Gebieten ausgezeichnet und genau diese Eigenschaft hat mich so an ihm fasziniert.

 

Aber schaut ihn die Gesellschaft nicht doch generell als Kriminellen an?

Die Gesellschaft hat viele Kriminelle. Er wurde angeklagt und sass die Strafe ab. Was ich in meiner Galerie zeige, ist die Gegenwart – und nicht die Vergangenheit.

 

Erhielten Sie negative oder positive Rückmeldungen zu der Ausstellung?

Der Dachverband „Verein Berner Galerien“ schickte mir erst am letzten Ausstellungstag einen Brief. Der Dachverband hatte gar keine Freude. Die Kopie des Briefes gebe ich Ihnen gerne mit (siehe Briefwechsel zwischen Ch. Brügger und Verein Berner Galeristen)Die Organisation der Ausstellung lief korrekt ab.

Gab es Mühe bei der Lieferung oder beim Aussuchen der Werke?

Nein, überhaupt nicht, gar keine Probleme. Ich und Wolfgang haben zusammen die Bilder ausgesucht und abgemacht, welche wir in Bern ausstellen werden, wie bei jedem anderen Künstler auch. Also alles kein Problem. Alles 100% legal. Schliesslich will jemand, der im offenen Vollzug sitzt nichts falsch machen. Transport und Zollabfertigung waren kein Problem.

 

Dürfen die Werke von Herrn Beltracchi in Deutschland ausgestellt werden?

Dürfen schon. Es gibt ein Deutscher Galerienverein, die haben aber in einer Stellungnahme gesagt, dass wenn ein Vereinsmitglied Wolfgang Beltracchi ausstellt, dass dieses Mitglied per sofort ausgeschlossen wird.

 

Kam Ihre Ausstellung hier in Bern gut an?

Ja, ausserordentlich! Bereits im Dezember war schon alles ausverkauft. Seit Sonntag haben wir die neuen Bilder. Fast alle auch schon jetzt ausverkauft.

 

In Deutschland werden die Werke wahrscheinlich nicht ausgestellt. Haben Sie also eine Monopolstellung in diesem Zusammenhang?

Das ist weltweit die erste Ausstellung. Wir wussten nicht, wie es heraus kommt. Wichtig war zu Beginn, einfach die Unkosten decken zu können. Aber wir wurden angenehm überrascht. Sehr viele ausländische Gäste kamen zu Besuch. Meistens hatten wir bis zu 100 Besucher pro Tag in der Galerie.

 

Hatten Sie auch in gewissen Zeiten Bedenken gegenüber ihrem Vorhaben?

Nein, zu keiner Zeit.

 

Wie ist der Küntler als Person?

Er ist sehr humorvoll, eigentlich angstfrei und sehr umgänglich. Jedoch weiss er, was er will. Er sagt ganz klar, wo er mitmacht, bei was und wozu.

 

Impressum:
Webseite von 3 Studenten über Kunstfälschung mit Fokus auf den Fall von Wolfgang Beltracchi.

Kontakt:
Taddeo Cerletti
Elia Gianini
Gian Zarotti